"Gospel muss aus dem Herzen klingen ..." - Rev. James A. Wilson

Gospeltour 2016 mit Reverend Wilson

Donnerstag, 25. April 2024

Presse - Archiv 1997

Oberferrieden (06.03.1997)

Keinerlei Distanz

Wilson-Gospel-Chor gastierte in Oberferrieden

Oberferrieden - Bereits zum dritten Mal gab der Wilson-Gospel-Chor in der evangelischen Kirchengemeinde Oberferrieden ein Konzert im Rahmen eines Gottesdienstes.

Unter der Leitung von Jimmy Brooks präsentierten die 25 jungen Leute aus der Nürnberger Region ihre Songs, die das vorwiegend junge Publikum von Anfang an in ihren Bann zogen.

Rhythmisch klatschend zogen die Sängerinnen und Sänger in ihren leuchtend blauen Chorgewändern mit dem Titel "No more crying there" in die Kirche ein. Es gab praktisch keine "Aufwärmphase", denn die ungekünstelte Fröhlichkeit der Gospels ließ von Anfang an keine Distanz zwischen den Zuhörern und dem Chor entstehen. Die Chormitglieder wickelten ihr Repertoire auf hohem musikalischen Niveau ab.

Das Programm beinhaltete Klassiker sowie weniger Bekanntes, besinnlich-ruhige Stücke und temperamentvolle "Hits". Da die religiösen Lieder der amerikanischen Schwarzen nicht in erster Linie durch ihre inhaltliche Botschaft überzeugen wollen, sondern vor allem durch ihre Vitalität und Emotionalität, wurde es nicht als wesentliches Hindernis empfunden, daß die Songs alle englisch vorgetragen wurden. Trotzdem verlasen die Chormitglieder zwischendurch immer wieder erläuternde Worte zu den jeweiligen Stücken, die die Texte gleichzeitig übersetzten und interpretierten.

Die Stärke des Wilson-Gospel-Chors liegt neben seiner Sicherheit im musikalischen Bereich in seiner Sparsamkeit, was sie "Show" des Gospel-Konzerts angeht. Die Mitglieder orientieren sich zwar an den schwarzen "Orginalen", sie kopieren sie aber nicht, d. h. sie bemühen sich nicht , die ohrenbetäubenden ekstatischen und an Hysterie grenzenden Auftritte ihrer Vorbilder im nordamerikanischen Süden nachzuempfinden und bleiben eher der mitteleuropäischen Mentalität verpflichtet, was sie glaubwürdig erscheinen läßt.

Eine Predigt von Vikar Ulrich Winkler und Diakonin Sabine Herrmann sollte Mut machen, dem Leben einen Sinn zu geben.
Der zweite Teil wurde mit dem sehr eindringlichen "There is no greater love" eingeläutet, ein Song, der wie viele Gospels durch die häufige Wiederholung des Refrains wirkt. Es folgten einige Klassiker wie "Swing low, sweet chariot" und "O happy day". Die wohl anspruchsvollste Interpretation war die des bekannten "I will follow him".

Als der Chor nach fast zwei Stunden aus der Kirche auszog, stand das Publikum längst zwischen den Bankreihen und swingte und klatschte mit. Eindringlicher kann man nicht demonstrieren, daß die Kirche nicht nur als Ort der Besinnlichkeit und stillen Einkehr ihrem christlichem Anspruch genügt.

Gisela Kalau-Spandler

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