"Gospel muss aus dem Herzen klingen ..." - Rev. James A. Wilson

Gospeltour 2016 mit Reverend Wilson

Donnerstag, 25. April 2024

Presse - Archiv 1995

Hilpoltsteiner Zeitung (18.06.1995)

Gutes Gospel-Feeling

Der "Wilson-Gospel-Choir" riß bei seinem Hilpolsteiner Auftritt die Zuhörer mit.

Hilpoltstein (dan) - Obwohl die Formation "Wilson-Gospel-Choir" nicht mit farbigen Musikern aufwarten konnte, brachten die 45 Sängerinnen und Sänger das Gospel-Feeling toll rüber. Nach nur drei Songs aus ihrem reichhaltigen Repertoire sangen und klatschten alle Konzertbesucher begeistert mit.

Der Gospel, so Diakon Gerald Korb, lebt von den Schwarzen. Noch vor drei Jahren waren in dem Chor nahezu die Hälfte der Sänger Schwarze gewesen. Leider habe sich dies geändert. Nach und nach verließen die amerikanischen Soldaten ihren Stützpunkt in Deutschland und damit geriet auch die typische Ausdrucksform der Musik ein bißchen in den Hintergrund. Die Schwarzen brächten einfach mehr Feeling und Leben in die ohnehin sehr ausdrucksstarken Gospels, merkte der Diakon an.

Doch trotz dieser Klage, brauchte die Gruppe den Vergleich mit anderen, schwarzen Gospelchören nicht zu scheuen. Alles klappte wie am Schnürchen. Zunächst trug allein schon das feierliche Outfit zum passenden Ambiente bei. Bekleidet mit einer langen dunkelblauen Robe, sahen die Chormitglieder aus, wie "echte" amerikanische Prediger. Auch das typische "Einmarschieren" in die Kirche, erinnerte sehr stark an baptistische Gottesdienste in den USA.

Der Verlauf des Konzertes war von perfekten Arrangements geprägt. In den Gospels und Spirituals, wie sie von den "Wilson Gospel Singers" präsentiert wurden, drückten sich die zwei gegensätzlichen und sich doch ergänzenden Welten der einstigen Sklaven aus. Ihr Leben war bestimmt von Trauer und Leid, aber auch viel Hoffnung, Leidenschaft und Idealismus schwang in ihrem armseligen Dasein mit. Die Gospels wurden Ausdrucksform für dieses einmalige Lebensgefühl und haben sich bis heute als Musik der Schwarzen in den Kirchen von Amerika etabliert.

Aber auch in unserer heutigen Zeit seien Spirtuals und Gospels notwendiger denn je, erklärt Korb. Der Alltag des heutigen Menschen sei von Entfremdung bestimmt. Der Mensch mit seinen ureigensten Bedürfnissen bleibe sehr oft einfach auf der Strecke. Auch die vielgepriesene Selbstverwirklichung habe seine Schattenseiten und könne sehr leicht zur Isolation und Einsamkeit führen. Gospels, so der Diakon, wollten die Menschen wieder zueinanderführen.

Genau dieses Gefühl muß herübergeschwappt sein, als die Zuhörer bei den Klängen des Songs "We shall overcome" den Nachbarn an die Hand nahmen und zusammen den Refrain sangen. In diesem Sinne hat das Konzert des "Wilson-Gospel-Choir" einen Beitrag zur Harmonie unter den Menschen geleistet, und das nur mit Hilfe der Musik und Texten, die vom Glauben erzählen.

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